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Stolpersteine gegen das Vergessen in Konstanz verlegt

Veröffentlicht am 23.09.2006 in Kreisverband

"Ein Mensch ist erst vergessen, wenn sein Name vergessen ist", sagt der Kölner Künstler Günter Demnig. Dass die Opfer des Nazi-Terrors vergessen werden, soll seine Initiative Stolpersteine verhindern.

Drei Stolpersteine übergab Demnig an die Stadt Konstanz, die durch Bürgermesiter Claus Boldt vertreten wurde. Der Künstler verlegte die zehn mal zehn Zentimeter großen Gedenksteine eigenhändig vor den Häusern, in denen die Opfer zuletzt gelebt hatten und aus denen sie von den Nazis verschleppt wurden.

Die Messingplatte auf den Steinen macht darauf aufmerksam, dass die Nazi-Opfer Nachbarn und Arbeitskollegen waren.

Der SPD-Bundestagsabgeordnete Peter Friedrich übernahm die Patenschaft für den Stolperstein, der an Großhans erinnert. In einer kurzen Ansprache erinnerte er in Anwesenheit von Großhans' Enkelin Ingeborg Neidhardt an einen der wichtigsten Konstanzer Sozialdemokraten der Weimarer Zeit, der von 1919 bis 1933 dem badischen Landtag angehörte. Bereits wenige Wochen nach der Machtergreifung der Nazis wurde Großhans von den Nazis verhaftet und in insgesamt fünf Konzentrationslagern gequält und gefoltert. Er starb ein Jahr nach seiner Befreiung am 25. Mai 1946 an den Folgen der Haft.

Hans Thanhauser, der in der Döbelestr. 4 wohnte, war Inhaber eines Textilgeschäfts in der Wessenbergstraße. Nach der Zerstörung der Konstanzer Synagoge in der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde er mit vielen anderen männlichen Juden nach Dachau deportiert. Dort wurde er ermordet. Die Patenschaft für seinen Gedenkstein übernahm Prof. Dr. Erhard Roy Wiehn mt seiner Frau.

Nur 33 Jahre alt wurde Lucia Hahn, die als Haushaltshilfe arbeitete. 1933 wurde sie in die Heil- und Pflegeanstalt Reichenau eingewiesen. Im Rahmen der Aktion T4 wurde sie wie viele andere psychisch Kranke Menschen in die Anstalt Grafeneck transportiert und dort mit Gas ermordert. Ursula Matt und ihr Bruder, der SPD-Kreisrat Willy Horné, sind die Paten ihres Stolpersteins vor dem Haus in der Schottenstraße 20.

Bürgermeister Claus Boldt warnte bei der Übergabe der Stolpersteine an die Stadt vor rechtsradikalen Tendenzen und blickte besorgt nach Mecklenburg-Vorpommern, wo die NPD Chancen hat, in den Landtag einzuziehen.

Seit Anfang 2005 hatte die Initiatve "Stolpersteine für Konstanz" die Aktion vorbereitet. Weitere Stolpersteine sollen bald folgen. Kontakt: Kathrin Brüggemann, Telefon: 07531/9914490. Spendenkonto: 242 161 29 bei der Sparkasse Bodensee, BLZ 690 500 01.

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