Lässt sich innere Freiheit in äußerer Unfreiheit leben und vor allem auch bewahren? Kann es doch ein richtiges Leben im falschen geben? Die Auseindersetzung mit dieser Frage war ein Lebensthema des 2017 verstorbenen Malers Boleslav Kvapil. Immer wieder griff er dieses in seinen Gemälden, Zeichnungen und Karikaturen auf. Im Abgeordnetenbüro von Hans-Peter Storz ist ab sofort eine Auswahl seiner Werke zu sehen, in denen Kvapil Gedichte von Heinrich Heine verbildlicht, sie auf seine eigene Art interpretiert und den Texten so zusätzlichen Aus- und Nachdruck verleiht. Die Ausstellung kann zu den Bürozeiten täglich von 9.30 bis 12.30 und montags bis freitags von 13.30 bis 16.30 Uhr ohne Anmeldung besucht werden.
Der 1934 in der Tschechoslowakei gebore Maler Boleslav Kvapil begann in den 90er Jahren sich künstlerisch mit Literatur auseinanderzusetzen und sie in eigenen Werken zu interpretieren.So entstanden über 30 Blätter zu Heinrich Heines Gedichten. Kvapil schätze in Heine des brillianten Satiriker, der mit seiner unverwechselbaren Mischung aus Spöttelei und bitterem Ernst in die politischen Auseinandersetzungen seiner Zeit eingriff.
Die Zustände von romantischer Schwermut und Sentimentalität, bitterer Ironie und beißende Satire, kämpferischem Widerstand und dem Darniederliegen, kannte Kvapil gut. Auch er erlebte die Zerrissenheit zwischen Heimat und Exil. Kvapils ganzes Schaffen nährte sich aus Erfahrungen von Repression und dem Leben in totalitären Regimen. Die Ereignisse des Prager Frühlings 1968 zwangen ihn, aus der Tschechoslowakei zu fliehen. Damit wurde er im Westen, wie viele andere Dissidenten und Künstler, Sprachrohr für die im Totalitarismus Verbliebenen.
Mit Heine teile er auch seine Sicht auf religiöse Dinge: „Den Himmel überlassen wir den Engeln und den Spatzen!“ Ihm war wichtig, im Diesseits ein eigenes spirituelles Leben zu führen. Dies geschah im Wesentlichen während des Malens. – Da war Heimat.
